Offenbarung 11,19…12,10 / 1 Kor. 15,20-27 / Lukas 1,19-56
Ein grosses Zeichen erschien im Himmel: Eine Frau, umgeben von der Sonne, den Mond unter ihren Füssen, und einen Kranz von zwölf Steren auf ihrem Haupt.
Meine lieben Schwestern und Brüder,
Dieses Fest der verherrlichten Frau, sollte eigentlich, in den christlichen Kirchen, als „Tag der Frauen“ gefeiert werden. In der Geschichte des Heiles, spielt die Frau eine grosse Rolle, die oft in unseren, von Männern geleiteten Kirchen, vermindert wurde. Gott selbst, in der Heiligen Schrift, bezeichnet sich oft mit weiblichen Eigenschaften. Vor den Leiden seines Volkes, bewegen sich seine mütterlichen Eingeweide, sein mütterliches Herz. Sogar der Name des heiligen Geistes, Ruah auf Hebräisch, ist ein weibliches Wort. Gott ist die Ruah. Gott ist Geist. Er ist also geschlechtslos. Schade, dass ihm auf deutsch, in einer Sprache wo es grammatisch eine sächliche (neutrale) Form gibt, ihm nicht diese zugesprochen wurde, denn in Gott gibt es ebensoviel weibliches wie männliches.
In der heiligen Schrift, haben viele Frauen eine wichtige Rolle gespielt. Denkt nur an Sara, Abrahams Frau; Rebekka, die Frau von Isaak; Lea und Rachel, Jakobs Ehefrauen, aus denen das Volk Gottes abstammt. – Denkt auch an die Prophetin Deborah, die zum Heerführer Barak sagte: „Ja, ich gehe mit dir, aber der Ruhm bei dem Unternehmen, zu dem du ausziehst, wird dann nicht dir zuteil, denn der Herr wird den Sieg der Hand einer Frau ausliefern“. Denkt auch an Ruth, die Urgrossmutter des Königs David. Sie war eine Ausländerin, hat die Sitten und das Gesetz der Juden angenommen, und deretwegen eine so wichtige Rolle für die Zukunft des Volkes gespielt.
Im Gotttesvolk Israel, wird die jüdische Religion durch die Mutter ihren Kindern übertragen. Wenn die Mutter jüdisch ist, so werden ihre Kinder automatisch Juden, ob der Vater Jude sei oder nicht. Denn die Mutter hat ihr Kind neun Monate lang in ihrem Leib getragen und hat es auf die Welt gebracht. Sie kann es nicht verleugnen. Über den Vater dagegen kann man ja nie absolut sicher sein welcher er ist. Darum beharrt Paulus darauf, wenn er Jesus den Galatern vorstellt, er sei „geboren von einer Frau, und dem Gesetz unterstellt“. Geboren von einer jüdischen Frau, gehört er nach dem Gesetz zum jüdischem Volk“.
So liess sich Jesus, neben den Aposteln und männlichen Jüngern, durch eine wichtige Gruppe Frauen umgeben, Frauen, die ihm nachgefolgt waren, ihm gedient hatten und ihm bis zum Kreuz treu blieben. Zu ihnen gehörte Maria von Magdala. Diese wurde die „Apostel der Aposteln“. Ihr wurde zuerst die gute Botschaft der Auferstehung verkündet und sie wurde bestimmt, diese frohe Botschaft den Aposteln, die in ihrer Angst eingesperrt blieben, zu bringen. Andere Frauen waren Freundinnen Jesu. Zum Beispiel Martha und Maria in Bethanien. Als ihr Bruder Lazarus starb kam Jesus zu ihnen, denn „er liebte Martha und ihre Schwester“ und Lazarus war ihr Bruder. Seine Freundinnen sind also die zwei Frauen, und wegen seiner Freundschaft mit diesen Frauen, wird ihr Bruder davon profitieren. – Auch mehrere Wunder wird Jesu für Frauen vollbringen. Eine Frau die seit zwölf Jahren an Blutungen litt, berührte den Saum seines Gewandes und im gleichen Augenblick war sie geheilt. Einer anderen verkrümmten Frau, in einer Synagoge, hat Jesus die Hand aufgelegt, und im gleichen Augenblick richtet sie sich auf und pries Gott. Auch im Ausland, hatte Jesus Erbarmen mit einer kanaanäischen Frau, befreite sie von ihrer Sorge, und heilte ihre Tochter, denn ihr Glaube war gross.
Zu all diesen Frauen gehört auch Maria, die Mutter Jesu. Sie konnte, bei ihrer Verwandten Elisabeth singen: „Von nun an preisen mich selig alle Geschlechter, denn der Mächtige hat Grosses an mir getan und sein Name ist heilig!“ Ja, heute singt die Kirche ihr Lob. Wir preisen sie, nicht nur weil sie von Gott auserwählt wurde und den Sohn Gottes in sich getragen hat. Nein, wie Elisabeth es ihr entgegen sagte: „Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen lies“. Und Jesus selbst antwortete einer Frau die aus der Menge zu ihm rief: „Selig die Frau, deren Leib dich getragen und deren Brust dich genährt hat“ dieser Frau antwortet er: „Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen“.
Ja, Maria hat das Wort Gottes in sich aufgenommen. Darum ist sie selig und alle Geschlechter können sie preisen. Den sie war so eng mit ihrem Sohn Jesus verbunden, dass sie jetzt auch an seiner Auferstehung teilnehmen darf, wie es uns Paulus soeben in der zweiten Lesung erklärt hat: „Christus ist von den Toten auferweckt worden als Erster der Entschlafenen. So werden in Christus alle lebendig gemacht werden. Es gibt aber eine bestimmte Reihenfolge. Erster ist Christus, dann folgen alle, die zu ihm gehören“. In dieser Reihenfolge hat Maria einen besonderen Platz, denn sie gehörte so eng zu ihm. Das ist der Sinn des heutigen Festes: Mariä Aufnahme in den Himmel, in die ewige Seligkeit. Dass alle Geschlechter sie selig preisen können. Alleluia!