Geschichte

Chronik

Die tabellarische Chronik der wesentlichen Meilensteine seit 1881.

100 Jahre St-Boniface in Genf

Die Festschrift zum 100-jährigen Bestehen von St-Boniface in Genf steht in geringer und hoher Auflösung zur Verfügung.

Ein Genfer predigt in deutscher Sprache

Die Initiative, die deutschsprechenden Katholiken in Genf zu einer eigenen Gemeinde zusammenzuschließen, ging vom Genfer Klerus aus. Abbé J. Gaspard Blanchard hatte seine theologischen Studien in Innsbruck absolviert und dort etwas Deutsch gelernt. Nachdem er als Vikar von St. Joseph einige Predigten auf Deutsch gewagt hatte, wurde er immer mehr davon überzeugt, dass die deutsch sprechenden Katholiken eine hauptamtliche Seelsorge brauchten.

Am 11. Dezember 1881 wurde mit dem ersten Gottesdienst in einem Lagerraum an der rue de l’Arquebuse begonnen. Im Oktober 1884 konnte man sich an der rue Calvin 6 niederlassen. Dort verblieb man 45 Jahre, bis das Haus baufällig und unbewohnbar wurde.

Auch außerhalb der Gottesdienste

Abbé Blanchard schlug alle Pfarrstellen aus und blieb bis an sein Lebensende Seelsorger von St. Boniface. Sollte die Gemeinde aber mehr als bloße Tuchfühlung in der Kirche haben, brauchte sie außerhalb der Gottesdienste einen festen Zusammenschluss. So gründete er 1885 den Gesellenverein. Zu Beginn des 1. Weltkrieges schrieb er jedoch resigniert in das Verkündbuch: „Katholischer Gesellenverein: Alle Mitglieder fort.“

Bei seinem Tod am 10. Dezember 1915 wurde es schwierig, einen Nachfolger für Abbé Blanchard aus dem Genfer Klerus zu finden und die Weiterführung der deutschen Seelsorge war in Frage gestellt. 1916 fand man in P. Wilhelm Geser aus Gossau einen Nachfolger. Im dritten und vierten Stock an der rue Calvin richtete er unter der Leitung von Menzinger Schwestern ein einfaches Töchterheim ein. In der Kriegs- und Nachkriegszeit entfaltete er eine intensive karitative Tätigkeit zugunsten der Kriegsgefangenen und Notleidenden in Deutschland und Österreich.

Ein günstiges Gelände

Seit der Jahrhundertwende hatte man bereits geplant, ein neues Seelsorgezentrum zu errichten. Aber alle Pläne waren bis dahin gescheitert. Nach dem Tod von Abbé Geser bekam P. Walter Amberg am 5. März 1927 die Leitung von St. Boniface übertragen. Seine vordringlichste Aufgabe bestand darin, ein neues Seelsorgezentrum mit Kapelle zu errichten. Nach einigen Verhandlungen erwarb man das Grundstück Avenue du Mail 14 am 1. September 1927, im Jahr darauf kamen noch die angrenzenden Parzellen Avenue du Mail 11 und 13 hinzu.

Eine gewaltige Schuldenlast

Pater Amberg schrieb später dazu: „Da bietet sich im Sommer unerwartet Gelegenheit, auch die anstoßenden Liegenschaften Avenue du Mail 11 und 13 zu erwerben. Eine schwere Entscheidung! Auf der einen Seite lockt das prächtige Terrain in unvergleichlicher Lage; es lockt die Möglichkeit, sofort, wenn auch in bescheidener Form, ein Gesellenhaus zu eröffnen; es lockt eine wunderschöne Gelegenheit zur Entwicklung unserer Werke, die jetzt zu ergreifen oder für immer zu verscherzen war. Auf der anderen Seite schreckt eine gewaltige Schuldenlast … Nach reiflicher Überlegung, nach Rücksprache mit der ganzen Gemeinde und nach ausdrücklicher Gutheißung unseres Bischofs Msgr. Marius Besson wurde der Schritt gewagt.“

Am Bettelstab

Noch im September 1928 wurden die Arbeiten für den Neubau begonnen; am 12. Januar 1930 wurde die Kapelle eingeweiht. Die Finanzierung des Neubaus erfolgte durch den unermüdlichen Einsatz P. Ambergs: er schrieb Bettelbriefe in alle Welt, machte wochenlang Bettelreisen in der deutschen Schweiz und hielt unzählige Bettelpredigten.

Das Gelände ausnutzen

Zwei Jahre nach dem Neubau der Kapelle war bereits der Plan gereift, eine Pension zu errichten, um das Gelände entsprechend auszunutzen. Am 11. Juni 1933 wurde die Pension de Jeunes Filles von Bischof Marius Besson gesegnet. Statt der finanziellen Erleichterungen kamen zunächst aber neue Sorgen, die durch die Übernahme der Leitung durch die Menziger Schwestern überwunden werden konnten. Aber nur durch den Verzicht auf Entlohnung aufgrund ihres Armutsgelübdes seitens der Schwestern konnten die Pensionen ihre Aufgabe erfüllen. St. Boniface ist ihnen hierfür zu immerwährendem Dank verpflichtet.

Sicherung der finanziellen Grundlage

1946 löste P. Ebneter aus Arbon P. Amberg in der Leitung von St. Boniface ab. Durch den Bau der Garage im Jahre 1948 und ihrer anschließenden Erweiterung sowie der Schließung der Baulücke zwischen Kapelle und Pension wurde die finanzielle Grundlage von St. Boniface gesichert.

Der dritte Neubau und der Glockenturm

Im rechten Winkel zum Kapellenbau entstand 1961 das Home de Jeunes Gens sowie der siebenstöckige Bau für ältere Menschen. P. Stöckli, der zum Nachfolger von P. Ebneter, der während der Bauarbeiten verstarb, ernannt wurde, ließ im Jahre 1963 schließlich nach den Plänen seinesVorgängers den Glockenturm erbauen. Drei Glocken – Regina Mundi, St. Bonifatius und St. Petrus Canisius – wurden am 26. Januar 1964 eingeweiht.

Eine gelungene Erneuerung

Als P. Thüer die Leitung von St. Boniface übernahm, lagen bereits erste Pläne für den Umbau der Kapelle vor. Diese hatte unter Wasserschäden gelitten und war durch den Anbau zu dunkel geworden.

Die neue Kapelle, sowie sie die Kirchenbesucher heute noch kennen, wurde im Jahre 1972 eingeweiht. Sie ist modern gestaltet, und bewahrt doch die Wärme und Intimität des Raumes.

Der Künstler Willy Kaufmann gestaltete die neue Fensterfront, die aus 10 Glasfenstern von vier Meter Höhe zehn Gleichnisse aus dem Evangelium darstellt:
  1. Der reiche Prasser und der arme Lazarus
  2. Der Pharisäer und der Zöllner im Tempel
  3. Das verlorene Schaf
  4. Der barmherzige Samariter
  5. Die klugen und die törichten Jungfrauen
  6. Der ungestüm bitttende Freund
  7. Das Unkraut unter dem Weizen
  8. Das große Gastmahl
  9. Christus, der Weltenrichter
  10. Der Weinstock und die Rebzweige
Der Künstler Rolf Brem entwarf die Gestaltung des Altarraumes und schuf in Bronze den Taufbrunnen, den Ambo und den Tabernakel mit der einmaligen Darstellung des letzten Abendmahls.