Homélie zum 23. Sonntag im Jahreskreis C

Meine lieben Schwestern und Brüder,

Mit dem heutigen Sonntag befinden wir uns wieder am Ende der Ferienzeit, und am Beginn eines neuen Aktivitätsjahres. Das heisst sich „auf den Weg machen“. Im heutigen Evangelium befindet sich Jesus mit seinen Jüngern auf dem Weg nach Jerusalem. Er weiss was ihn dort erwartet: Folter, Qual, Leiden und Sterben am Kreuz. Dennoch geht er mutig, mit freiem Willen vorwärts. Seine Jünger folgen ihm ohne genau zu wissen wohin er geht. Und viele Leute begleiten ihn. Da wandte er sich an sie und erklärt ihnen: Ihm nachzufolgen, das ist eine grundlegende Wahl. Die kann man nicht leichtsinnig nehmen. So etwas muss reif überlegt werden. Denn jede Wahl schliesst Verzicht ein. Darum lädt Jesus seine Jünger ein, am Beginn dieses Weges, hin zu sitzen, um zu überlegen ob sie es aushalten werden bis ans Ende treu zu bleiben. Wenn einer etwas unternehmen will, setzt er sich nicht zuerst hin und überlegt ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen?

Gleiches hat der Weise aus dem Alten Testament seinem Volk schon gelehrt: „Welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen, oder wer begreift, was der Herr will, wenn Gott ihm nicht die Weisheit gegeben und seinen heiligen Geist gesandt hat?“ Diesen heiligen Geist sollen wir am Beginn dieses Aktivitätsjahres anrufen, er soll uns erleuchten, dass alle unsere Unternehmen nach Gottes Plan geführt werden. Um Gottes Willen zu erfahren ist es nötig, uns in Stille hinzusetzen, und zu lauschen was uns der heilige Geist zu begreifen gibt.

Das war auch die Erfahrung des Paulus, dessen Beispiel wir in der zweiten Lesung gehört haben. Paulus war ein sehr aktiver Apostel. Keine Mühe, keine Leiden wurden ihm erspart um Christi Gute Botschaft zu weit entfernten Völkern zu bringen. Über Meer, über Beg und Tal, von Stadt zu Stadt, durch die Provinz Asien, durch ganz Griechenland hat er das Evangelium getragen und überall christliche Gemeinschaften gegründet. Und jetzt befindet er sich in einem Gefängnis eingesperrt. Da kann er nicht mehr aktiv arbeiten, und dennoch ist es ihm möglich, von dorther einen grossen Einfluss auszuüben. Als bei einem reichen christlichen Grundbesitzer namens Philémon, ein Sklave, Onesimus, entflohen war und beim eingesperrten Paulus Zuflucht fand, ihm sogar sehr nützlich war, musste er für diesen eine Lösung finden. Was soll man da tun? – Paulus hätte können, gegen Sklaverei und ungerechte Strukturen, die den Menschen entwürdigen, Aufruhr erregen. Ja, das würde eigentlich zu unserer christlichen Aufgabe gehören. Für Solches war aber damals die Zeit noch nicht gekommen. Paulus, in der Stille seiner Gefangenschaft, hat gelehrt, dass zuerst die Denkart, die Mentalität geändert werden muss. Eher als mit krachenden Deklarationen über Abschaffung der Sklaverei in Krieg zu ziehen, beschliesst er den Flüchtling seinem Meister zurückzusenden, ihn zu bitten gut zu überlegen was das heisst: „Christ“ sein. Da Onesimus, unterdessen, getauft wurde, soll er bei seinem Meister nicht mehr als Sklave, sondern als ein „geliebter Bruder“ aufgenommen werden.

Heute wird in Rom Mutter Teresa heilig gesprochen. Diese Frau könnte auch für uns ein Beispiel sein. Aus Albanien, wo sie zuerst in einer Privatschule für reiche Mädchen, Lehrerin war, ist sie, nach gründlicher Überlegung nach Indien, zu den Ärmsten unter den Ärmsten gezogen. Dort hat sie ihr Leben gewidmet um den, auf der Strasse sterbenden, ein würdiges Lebensende zu versorgen. Dazu hat sie eine Kongregation gegründet, die zuerst in Indien, und jetzt fast überall in der Welt, sich für die Ärmsten widmet. Das hätte sie nie tun können, wenn ihr nicht aus der Höhe die Weisheit gegeben wäre, und der heilige Geist gesandt wurde. So hat sie Gottes Plan über ihr Leben erkannt und konnte bekennen: „Ich habe nie gezweifelt, dass ich den guten Entscheid genommen habe. Es war Gottes Wille“.

So, sollen wir am Beginn dieses Jahres Zeit nehmen uns hinzusetzen und über unser Leben nachzudenken. Es gibt Tage wo wir, als Arbeiter in der Kirche, zu wenig Glaube haben um uns weiter zu bemühen. Es gibt Tage wo wir zu wenig Hoffnung in die Zukunft haben, zu wenig Mut um uns für Menschenrechte zu engagieren oder diejenigen, die sich für Frieden, gegen Hungersnot und Armut einsetzen zu unterstützen. Es gibt Tage wo wir zu wenig Liebe haben um unserem Herrn zu folgen und unser eigenes Kreuz zu tragen. Es gibt Tage wo wir uns wegen unserer Schwachheit, wegen unserer Feigheit oder unseren Sünden entmutigen. Es gibt Tage wo es in unserer Familie, mit unseren Mitmenschen, schief geht. – In solchen Tagen soll uns der heilige Geist aus der Höhe gesandt werden, dass wir Gottes Plan erkennen, und begreifen, was der Herr will, dass wir durch seine Weisheit gerettet werden. Amen

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